Wer mit seinem Startup auf der Suche nach der nächsten Kapitalrunde ist, sollte wissen, welche Geldquellen es grundsätzlich gibt. Nicht jede Finanzierungsart ist passend für Dich und dein Startup.
Wer allerdings versteht, an welche Geldgeber er sich aus welchen Gründen wenden kann, der spart eine Menge Zeit, in der er wesentlich zielgerichteter vorgehen kann. In diesem Artikel wollen wir daher die verbreitetsten Geldgeber und Investoren vorstellen.
1. FFF – Friends, Family and Fools
Oftmals kommt der erste Finanzierungsscheck aus dem Familien- oder Freundeskreis. In der Theorie scheint dieser Weg einfach, weil die Familie und die Freunde Dich schon kennen, in dich Vertrauen und dein Startup aus nächster Nähe verfolgen können. Allerdings kann das auch heikel sein.
Stell Dir vor, ein Freund leiht Dir 10.000 €, Dein Geschäft läuft gut an und es werden später gute Gewinne erwirtschaftet. Du gibst ihm die 10.000 € zurück und denkst, es ist alles in Ordnung. Er wendet sich jedoch enttäuscht von Dir ab, weil er mehr erwartet hatte, schließlich war sein Kapital auch einem Risiko ausgesetzt. Jeder Freund und jede Familie ist anders, aber bei Geld hört die Freundschaft bekanntlich auf. Also überleg Dir gut, ob die auf die Familie oder Freunde zurückgreifen willst. Die Dinge können anders laufen – und selbst wenn die Schuld nicht bei den Beteiligten liegt, wenn ein Startup einmal nicht funktioniert, kann das zu nachhaltigen Streitigkeiten führen.
Eine andere Sache ist, dass Freunde und Familie oft nicht genau verstehen, was Du für ein Startup betreibst und welche Risiken damit verbunden sind. Sie vertrauen dir persönlich und überspringen gerne die genaue Analyse des Startups. Nimm Dir die Zeit und erkläre ihnen die Risiken ganz genau. Wenn sie dann immer noch investieren wollen und die Bedingungen klar formuliert sind, ist alles ok.
2. Business Angels
Business Angels beteiligen sich oft mit 25.000 € bis 200.000 € an Unternehmen. Die Beteiligung erfolgt in der Regel entweder als Anteil am Unternehmen oder als Darlehen. Allerdings beschäftigen sie sich sehr intensiv mit dem möglichen Wert des Startups und fordern gegebenenfalls eine Beteiligung.
Es muss außerdem unterschieden werden, zwischen professionell und gelegentlich investierenden Business Angels.
Frage deinen potentiellen Business Angel Investor auf jeden Fall, wie viele Deals in einem Jahr gemacht werden und informiere Dich ein wenig über die Person.
Business Angels, die nur gelegentlich investieren, brauchen meist länger, bis sie sich zu einer Entscheidung durchringen. Oft sind sie auch sehr unverbindlich. Aktive und professioneller agierende Business Angels machen hingegen im Schnitt etwa sechs Deals pro Jahr. Von ihnen kannst Du erwarten, das sie sich bereits in den ersten drei Meetings für oder gegen ein Investment entscheiden. Du solltest sie aber gleich im ersten Meeting fragen, ob sie grundsätzlich interessiert sind.
Bevor du sie jedoch triffst, erkundige Dich jedoch bestenfalls, in welche Bereiche sie bisher investiert haben. Frage gegebenenfalls per E-Mail nach, ob Dein Gebiet für sie interessant ist oder nutze die Datenbank auf capmatcher. Geh auf keinen Fall ungezielt mit der Gießkanne vor, damit verschwendest Du nur Deine und ihre Zeit. Eine Liste hilft dir dabei, den Überblick zu wahren.
Mach Dich darüber hinaus schlau, wer aus deinem Netzwerk Dein Finanzierungsprojekt an sie herantragen könnte, um das Vorhaben in die engere Auswahl zu bringen. Kennst du niemanden, so kannst du den Business Angel natürlich auch direkt kontaktieren.
3. Angel Groups: Gruppen von Business Angels
Eine sogenannte Angel Group ist ein loser Zusammenschluss von mehreren vermögenden Privatleuten, die gemeinsam in Projekte und Startups investieren. Wenn einige der Gruppenmitglieder von Deinem Startup überzeugt sind, kann es sein, dass sie sich bei den anderen für Dein Finanzierungsvorhaben einsetzen. Die Gruppe trifft sich normalerweise regelmäßig und hat oft auch klare Kriterien und Abläufe bei ihren Investments.
Einige Angel Groups führen eine richtige Due Diligence durch, wobei bei grundsätzlichem Interesse schon meist im ersten Gespräch festgelegt wird, wer aus der Gruppe die Due Dilligence durchführen wird.
Das Investment wird sich in der Regel zwischen 100.000 € und 600.000 € bewegen und Du wirst Dich mit allen aus der Gruppe als Partner auseinandersetzen müssen. Da Angel Groups keine festen Strukturen haben, gibt es auch keine Gebühren, wie sie teilweise bei Venture-Capital-Fonds anfallen. Allerdings bewerten Angel Groups ein Startup meist konservativ und werden vielfach weniger ansetzen als Venture Capital-Unternehmen. Gehe im Übrigens fest davon aus, dass sie eine Beteiligung am Unternehmen haben wollen und Umsatzbeteiligungen oder Lösungen über Darlehen eher ablehnen werden.
4. Micro-Venture-Capital-Fonds
Micro Venture Capital-Fonds verwalten meist ein Vermögen zwischen 10 und 25 Millionen € und platzieren Kapitalrunden ab 100.000 € und höher . Oft handelt es sich bei den Verantwortlichen um sehr vermögende Business Angels, die bereit sind, auch höhere Beträge zu investieren.
Sie werden sich in der Regel nach zwei bis drei Meetings für oder gegen eine Finanzierung entscheiden. Dabei kann es sich um Eigenkapitalanteile oder auch Fremdkapital handeln.
Micro Venture Capital-Firmen verlangen in aller Regel eine Beteiligung beim Startup und sind häufig bereit für ein Follow-On in einer nächsten Finanzierungsrunde. Allerdings ist ihr Zeithorizont in der Regel kürzer als bei Venture Capital Unternehmen. Beteiligungen über 20% sind eher selten, wahrscheinlicher sind eher mit 8% bis 10% Anteil, der gegebenenfalls in der nächsten Finanzierungsrunde aufgestockt wird.
Wie bei Angel Groups musst Du herausfinden, welche Micro VCs grundsätzlich zu Dir passen könnten. Nimm Dir also ausreichend Zeit, die jeweiligen VCs zu analysieren. Einige sind auf Softwarelösungen, etwa SaaS spezialisiert, andere eher auf den Consumer-Bereich, e-Commerce oder Infrastruktur fixiert.
5. Venture-Capital-Fonds
Venture-Capital-Fonds haben meist 50 bis 300 Millionen € AuM (Assets under Management), also Gesamtinvestitionskapital. Für Seed-Finanzierungen investieren sie meist 500.000 € bis 2 Millionen €. Kleinere Tickets sind eher untypisch, da ein Fonds nicht zu viele zu kleine Startups im Portfolio halten will. Die Eigenheiten von Venture-Capital-Fonds haben wir in einem separaten Artikel besprochen.
VCs verlangen eine Beteiligung am Startup, in der Regel zwischen 15% und 20% in der Series A-Phase. Sie werden meist auch nur dann investieren, wenn es darum geht, dass das Startup demnächst in die Series-A-Phase kommt.
Einige Venture-Capital-Fonds investieren auch nicht direkt in Startups, sondern haben ihr Geld als „Fund-of-Fund“ in mehrere andere Fonds investiert, die ihrerseits in Startups investieren. Sie schweben sozusagen darüber und werden ein Startup später maximal an der Verantwortlichen in diesen „Subfonds“ verweisen. Das macht es etwas komplexer und kostet gegebenenfalls wertvolle Zeit.
Du solltest in jedem Fall herausfinden, wer der verantwortliche Partner für Dein Projekt sein könnte. Das ist nicht immer ganz klar, besonders bei großen Fonds. Schau Dir auch an, in wie viele Unternehmen der Fonds investiert ist und frag die Verantwortlichen, wie viele Investments ein Partner managt. Bei einem 150 bis 300-€-Millionen-Fonds wird ein Partner in der Regel maximal 8 bis 10 Investments gleichzeitig betreuen können.
Wenn der entsprechende Partner bereits eine Menge Investments betreut, kann es zwar sein, dass ihn Dein Projekt anspricht, es dennoch nicht finanziert werden kann, weil die personellen Kapazitäten im Moment ausgereizt sind. Es ist also enorm wichtig herauszufinden, wie viele Investments der in Frage kommende Partner derzeit betreut.
Frage den Partner auch, wie der Investment-Prozess aussieht und was für den nächsten Schritt erforderlich ist. Jeder Fonds hat seinen eigenen Investment-Prozess. Wenn Du den Prozess verstehst, kannst Du Dich viel besser auf die nächsten Schritte vorbereiten. Sei direkt und frage auch, ob sie an weiterführenden Gesprächen interessiert sind.
Vermeide Fragen zu stellen, deren Antwort „vielleicht“ lauten könnte. Frage also konkret, was der nächste Schritt ist, wenn der VC-Partner interessiert ist. Wenn Du ein „Nein“ hörst, ist das besser, als ein „Vielleicht“.