Es gab eigentlich nie eine bessere Zeit für Entrepreneure. Die Zahl der mit Seed-Kapital finanzierten Startups hat sich in den USA und in Europa den letzten vier Jahren in etwa vervierfacht. Über 200 Micro-VCs haben in dieser Zeit bis zu vier Milliarden US-Dollar in Startups gesteckt, die sich noch in einem sehr frühen Stadium befinden. Dies führt dazu, dass es derzeit eine hervorragende Zeit für Gründer ist, ein Startup ins Leben zu rufen.
Während es vor einiger Zeit noch üblich war, dass es vier Monate oder länger dauerte, bis eine Seed-Finanzierungsrunde zustande kam, kann es bei der Akquise der passenden Investoren heute im Einzelfall nur wenige Tage und Wochen dauern, bis sich genügend Investoren zusammenfinden.
Inkubatoren und Acceleratoren drücken eine immer größer werdende Zahl an Startups durch ihre Deal-Pipeline. Bereits nach äußerst kurzer Zeit also werden Startups vom „Demo-Modus“ in den Echtgeld-Modus geschickt und stehen zur Seed-Finanzierung an. Doch welche Konsequenzen birgt diese Veränderung?
Frühes Seed-Kapital führt nicht selten zum bösen Erwachen bei der Series A-Finanzierung
Ironischerweise führt aber genau dies dazu, dass es einen „Crunch“ bei Series A-Finanzierungen gibt, also im nächsten Stadium des Startups. Das frühe Bereitstellung von Kapital im Rahmen der Seed-Runden macht viele Gründer zu selbstsicher, dass auch eine Series A-Finanzierung keine Herausforderung darstellen mag und es somit auch auf mittlerer Frist zu keinem Kapitalmangel kommen wird.
Es gibt nicht wenige Fälle, in denen Gründer mit Leichtigkeit Geld im Rahmen der Seed-Finanzierung raisen. Teilweise sind die Runden inzwischen bei einem vielversprechenden Business Case sogar überzeichnet. Häufig erleben Gründer dann ein böses Erwachen, denn die Anschlussfinanzierung funktioniert anders. Zahlen werden bspw. genauer unter die Lupe genommen als in der Seed-Runde, aufgerufenes „Potential“ muss sich allmählich in harten Fakten widerspiegeln. Das Problem in der Series-A-Runde ist also meist, dass Gründer nicht vorhandene parallelen zur ersten Kapitalrunde suchen, schlichtweg nicht gut vorbereitet sind und ihr Startup oft genug noch keine tatsächliche Prüfung in der harten Realität meistern konnte. Was können Gründer also tun, um nicht in einen „Series A-Crunch“ zu geraten?
Auf was sollten Gründer bei der Series A-Finanzierung vorbereitet sein?
Unerfahrene Gründer sind teilweise geschockt, wenn sie erfahren müssen, wie lange der Prozess im Einzelfall dauert und wie komplex die Unterredungen mit den Investoren. Denn letztlich sind Series-A-Finanzierungen in aller Regel deutlich größer als Seed-Runden – entsprechend komplexer ist der Investmentprozess. Gründer dürfen also auch hier nicht verzagen, wenn sie es nicht gleich beim ersten Anlauf schaffen, Geld für das weitere Wachstum des Startups einzusammeln.
Entsprechend vergleichbar sind somit die Do’s & Dont’s für Kapitalrunden in früheren Startup-Phasen, die in diesem Startup-Blog bereits angesprochen wurden. Gründer sollten auf keinen Fall unvorbereitet in Gespräche kommen. Zahlen, Daten und Fakten aus älteren Kapitalrunden sollte das Gründerteam beherrschen, Änderungen sollten souverän erläutert werden können. Fragen zu Kennzahlen wie dem LTV oder CAC sollten beantwortet werden können.
Während Investoren in der Seed-Phase nachsehen haben, dass einige Kennzahlen noch nicht erhoben werden können, müssen diese bei Gesprächen bzgl. einer Series-A-Phase verstehen können, mit welchen Kosten Kunden akquiriert werden und woraus sich der genaue Kapitalbedarf für die Series-A-Runde ableitet.
Dies führt zum nächsten Punkt. Eine der größten Gefahren besteht darin, dass beim zu frühen Start der Series-A-Runde die ursprünglich bei der Seed-Finanzierung versprochenen Meilensteine noch gar nicht erreicht wurden und somit keine konkrete Strategie für die Zukunft vorliegt. Das kostet den Investor nicht nur bares Geld, sondern verschwendet unnötig Zeit aus Sicht aller Beteiligten.
Bisherige Investoren müssen vor dem Start der Series-A-Runde eingeweiht werden – alles andere geht schief
Es soll vorkommen, dass Gründer völlig vergessen, den bisherigen Investoren mitzuteilen, dass sie eine weitere Finanzierungsrunde für das Startup starten wollen. Die bislang einbezogenen Investoren fühlen sich dann verständlicherweise vor vollendete Tatsachen gestellt.
- Erstens setzen die Startups damit die Chance auf Spiel, dass die bisherigen Investoren weiterhin positiv gestimmt sind und auch aus intrinsischer Motivation die „Mission“ des Startups nach außen tragen.
- Zweitens sind bisherige Investoren feste Partner mit Unternehmensanteilen und Mitspracherecht – eine geplante Kapitalrunde sollte also zweifellos direkt kommuniziert werden.
Wichtig ist das natürlich auch für neue Investoren. Insbesondere Venture Capital-Fonds sind daran interessiert, dass Series-A-Runden einvernehmlich gestartet werden nachdem alle Vorraussetzungen und Zustimmungen vorliegen.